Arsen im Zahn ?
(Pink tooth)
Bei einigen Patienten aus Kasachstan - deutsche Spätaussiedler
- kann man rote Wurzeln entdecken.
Für den Autor war diese Zähne längere Zeit ein Rätsel.
Erst bei einer Fortbildung über Wurzelbehandlung erfuhr ich ihre Entstehung.
In Kasachstan und vermutlich auch anderen Ländern im Osten erfolgt
bei Zahnschmerzen eine unvollständige Aufbereitung der Wurzelkanäle,
die mit einem Gemisch aus Steinzement und Arsen abgefüllt werden.
Die Patienten sind schnell schmerzfrei und leben viele Jahre ohne Symptome.
Auf den Röntgenaufnahmen sind manchmal diffuse apikale Aufhellungen
erkennbar.
Der Referent der Fortbildung empfahl mir in solchen Fällen die betroffenen
Wurzelkanäle großzügig unter guter Absaugung auszufräsen
und wie gewohnt abzufüllen.
Eine Ärztin vertraute mir vor einiger Zeit an, dass sie sich Gedanken
macht über das Auftreten mehrerer Krebsformen innerhalb eines Patientenkörpers.
Die betroffenen Patienten sind ihrer Erinnerung nach meist Spätaussiedler.
Die krebserzeugende Eigenschaft von Arsen ist hinlänglich
bekannt.
Deshalb vermuten wir einen Zusammenhang zwischen den "roten Zähnen"
und den Neoplasmen bei Spätaussiedlern und werden auf Zusammenhänge
achten.
Meine Therapie sieht jetzt so aus:
Eine Revision erfolgt nicht, sondern eine Extraktion des Zahnes, weil nicht
sicher ist, ob nicht Arsenreste in den Dentinkanälchen weiter in den
Körper diffundieren.
Eine Knochenausfräsung erfolgt auch nicht, weil ich nicht weiss, ob
sich überhaupt Arsen im Alveolarfortsatz abgelagert hat.
Der Patient wird über alles aufgeklärt.
Unten ist der Zahn 36 zu erkennen, bei dem ich die rote
Färbung erst bei der Kronenpräparation entdeckt hatte.
Die Rötung befindet sich in den beiden mesialen Kanälen.
Auf der Röntgenaufnahme ist die diffuse apikale Aufhellung an der
mesialen Wurzel zu erkennen.
Auffällig ist auch die vollständige Obliteration der apikalen
Hälften der Wurzelkanäle.
Die Patientin war zum Zeitpunkt der Aufnahmen 30 Jahre alt und vor 14 Jahren
nach Deutschland gekommen.
Sie hat nach eigenen Angaben keine Neoplasmen.
Inzwischen wurde ich von einem Freund auf folgende Veröffentlichung hingewiesen:
http://jada.ada.org/cgi/reprint/131/11/1598.pdf
Der amerikanische Kollege Joseph D. Matthews jr. beschreibt die rote Färbung als Ergebnis von Resorcin-Einlagen. Es scheint aber auch so zu sein, dass die Pulpa vorher mit Arsen devitalisiert worden sei. Er rät von einer routinemäßiger Extraktion ab.
Auf der internetseite
http://www.zahnwissen.de/frameset_lexi.htm?lexikon_rn-rz.htm
fand ich das Rezept und den Namen für diese Wurzelfüllung:
Russisch Rot
engl.: Resorcinol-Formaldehyde-Resin, "Russian Red"; Schlagwortbezeichnung
für eine obsolete, stark formaldehydhaltige Wurzelfüllpaste.
Im Handel (Frankreich) z.B. als Forfénan? ("Traitement obturateur
des canaux radiculaires") mit der Zusammensetzung: POUDRE : Enoxolone
1,00 g Sulfate de baryum; 49,00 g Excipient; LIQUIDE DE TRAITEMENT : Solution
de formaldéhyde à 35 % 80,00 g Excipient; LIQUIDE DURCISSANT
: Résorcinol 25,00 g Acide chlorhydrique 13,00 g Auch als "Albrechtsche
Wurzelfüllung" bekannt.
Ich habe jetzt das Ergebnis einer chemischen Untersuchung dieses Zahnes: Es konnte kein Arsen nachgewiesen werden! Dank an meinen Sohn Knut.