Einblicke in die Geschichte des
Schleswigschen Infanterie-Regiments 1785 bis 1842
von Falk Ritter
 

Veröffentlicht in: Beiträge zur Schleswiger Stadtgeschichte 2022, S. 77-91

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1. Einleitung 1)
Aus dem 1774 in Schleswig aufgestellten "Schleswigschen Fuss Regiment" und einem Bataillon "Jütischen Regiments zu Fuß" entstand 1785 das "Schleswigsche Infanterie-Regiment".
Chef des Regiments war Landgraf Carl von Hessen und nach Erlangung seiner Volljährigkeit dessen Sohn Prinz Friedrich von Hessen-Kassel.
Als erster Kommandeur fungierte Oberstlieutenant von v. Kaltenborn.
Daneben wurden im Jahre 1774 zwei Eskadrone des "Leibregiments Reutter" (Kavallerie) einquartiert, die man 1800 in "Leibregiment Cürassiere" umbenannte.
Der dänische König selbst stand dem "Leibregiment Reutter" vor.
Kommandiert wurde es vom Generalmajor Prinz Christian zu Hessen.
Die Infanterie bestand mehrheitlich aus deutschen, die Kavallerie überwiegend aus dänischen Soldaten. 2)
Der Verfasser hat dies nachgeprüft und bei 21 % der Infanteristen und 43 % der Reutter das dänische Patronym "sen" im Familiennamen gefunden.
Bei der Rekrutierung sollten Rothaarige bevorzugt werden, was aber nicht durchführbar war, denn der Anteil von Rothaarigen betrug damals in Schleswig-Holstein und Dänemark nur 3,8 %. 3)  

2. Die Fahne
Sie zeigt einmal den Danebrog und dreimal C7 = Christian VII. in den Ecken.
In der Mitte sind zwei Löwen zu sehen, die für das Herzogtum Schleswig stehen. 4)
Jeweils vier Königskronen, weiße Flammenzungen und Lorbeerkränze ergänzen das Bild.
Flammenzungen in unterschiedlichen Farben fanden sich bei vielen dänischen Regimentern. 5) 
Vermutlich sind sie den "Oriflammen" der französischen Könige nachempfunden. 6)
 

Abb. 1 Regimentsfahne

3. Einquartierungen in Schleswig lt. Volkszählungsliste 1803
Zu dieser Zeit gab es keine Kaserne in Schleswig, weswegen die Soldaten in Privatquartieren untergebracht wurden. 7)
Die Musketiere lebten im 1. bis 7. Quartier.
Die Grenadiere logierten im 7. Quartier (Lollfuß und anhängende Straßen) und im 8. Quartier.
Die Reutter wohnten im 8. Quartier (Friedrichsberg).
Schloss Gottorf beherbergte nur 10 Reutter und 2 hohe Offiziere.
Die Häuser mit den höchsten Soldatenzahlen waren Friedrichstr.110, Rudolfsberg 12, Hesterberg 2/4, Lollfuß 13/15 und Fischbrückstr. 1/3 mit jeweils 14 Soldaten.
1803 bezahlte das Militär an Quartiergeldern 11.329 Rthlr. 8)  

4. Volkszählungs-Statistik
Laut Volkszählung im Jahre 1803 bestand die Infanterie aus 440 und die Kavallerie aus 158 Soldaten, somit eine Summe von 598 Soldaten.
Die Gesamtbevölkerung von Schleswig betrug 8294 Menschen incl. Soldaten, deren Angehörige und auch Fremde anlässlich des Dommarktes.
Die Dörfer um Schleswig herum beherbergten keine Soldaten.
37 % der Soldaten trugen Offiziersränge.
37 % aller Soldaten waren verheiratet, jüngere Soldaten waren überwiegend ledig.
Auf ein Ehepaar kamen im Schnitt 2 Kinder.
Erfasst wurden bei der Volkszählung natürlich nur die Kinder, die noch im Haushalt ihrer Eltern lebten.
Interessant ist die Altersdifferenz in Soldaten-Ehen im Vergleich zu den Zivilehen:
Die Soldaten waren im Schnitt 40,7 Jahre alt - ihre Frauen 1,3 Jahre jünger.
Bei den Zivilisten war die Altersdifferenz viel größer:
Männer 48,8 Jahre und Frauen 43,4 Jahre.
Ledige Soldaten zählten im Schnitt 29,2 Jahre.  

5. Soldatenfrauen
Es gab eine Verordnung, dass nicht mehr als 30 % der Soldaten verheiratet sein durften, was wohl primär für die einfachen Soldaten galt.
Da niedere Dienstränge nicht viel Sold erhielten, müssten sie als Ehepartner eigentlich uninteressant gewesen sein.
Dem war aber nicht so, denn Soldatenfrauen konnten auf Unterstützung des Vorgesetzten ihres Mannes zählen, wenn sie z.B. in Konflikt mit ihrem Arbeitgeber oder Vermieter - häufig ein Gutsbesitzer - gerieten, was auch ihren sozialen Status erhöhte. 9)  

6. Kurze Erklärung militärischer Begriffe
Die Soldaten trugen damals auffällig farbige Uniformen.
Grund waren die Vorderlader-Gewehre und -Kanonen, die viel Pulverdampf erzeugten und damit die Unterscheidung von Freund und Feind erschwerten.
Die Hauptwaffe des Musketiers war der Vorderlader "Muskete".
In den Verfilmungen von Dumas´ Roman "Die 3 Musketiere" kämpfen diese fälschlicherweise nur mit dem Degen.
Das zahlenmäßige Verhältnis Musketier zu Grenadier betrug in Schleswig 5 :1.
Die Handgranate diente den Grenadieren ursprünglich als Hauptwaffe.
Ihre hohen spitzen Hüte waren ihr Erkennungsmerkmal.
Sie verfügten über keine Krempe, um ungehindert werfen zu können.
Die Grenadiere entwickelten sich zu sog. Elitesoldaten mit Gewehr als Hauptwaffe.
Die Kavallerie kämpfte mit dem Pallasch, einer ungarischen Hieb- und Stichwaffe.
Dazu konnten sie auch ein kurze Schusswaffe tragen, die sie aber wegen der komplizierten Vorderladertechnik im Gefecht nur einmal abfeuern konnten.
Der Tambour war ein Trommler, Fourier = Logistiker, Profos = Strafverfolger und -vollstrecker, Auditeur = Richter am Militärgericht, Jäger = Scharfschützen.
Als Hautboisten wurden ursprünglich Oboenbläser bezeichnet.
Dieser Ausdruck ging dann allgemein auf alle Militärmusiker mit Blasinstrumenten über.
Das Regiment verfügte zwar über vier Kanonen, aber in den Volkszählungslisten waren keine Kanoniere aufgeführt.
Der Verfasser vermutet daher, dass diese Waffengattung in Rendsburg ausgelagert war. 10)  


Abb. 2 Französischer und Schleswiger Musketier

7. Marschleistungen
Das Regiment marschierte häufig nach Rendsburg um dort zu exerzieren.
Diese 30 km Distanz entsprach der täglichen Marschleistung eines Infanteristen.
Die Kavallerie konnte die doppelte Entfernung zurücklegen.
Wenn es nötig war, wurden diese Zahlen auch übertroffen, doch verlangte es hinterher längere Ruhepausen.
Napoleon war dafür bekannt, seinen Truppen Eilmärsche zuzumuten, wie zum Beispiel 1815 die 120 km von Wien nach Austerlitz in 50 Stunden.
An Ausrüstung trug ein Soldat ca. 34 kg. 11)  

8. Soldbuch, Ausrüstung der Soldaten
Der Grenadier Peter Jebsen erhielt lt. Soldbuch 1822 bis 1827 folgende Ausrüstungs-Gegenstände und Löhnungen: 12)
- Obermundirung: Chacot, Mundirungsrock, Weste mit Ermeln, Weste ohne Ermeln, Zeltmütze
- Undermundirung (Unterwäsche und Strümpfe) wurden häufiger erneuert. - 1 Paar Leinen-Hosen, 1 Paar Stiefeletten, 1 Halsbinde, 2 Paar Schuhe, 1 Paar grüne Hosen, 1 Tornister, 1 Brodbeutel, 5 Mützen, 1 Paar Schuhsolen, 1 Barberdose, 1 Branntweinflasche - Armatur und Lederzeug: Gewehr mit Riemen, Ladestock, Propfen, Krätzer und Pfanndeckel, Bajonet mit Scheide, Bandolier mit Patrontasche und Karduse, Luntenverberger und Granade, Räumnadel mit Band -
Tractement: so lange er im Dienst ist täglich 3 Rbß Silbermünze, jeden fünften Tag ein Brod, jährlich 5 Rbtlr. Seiner Majestät Belohnungsgelder.
Die wichtigsten Catering-Zutaten der Soldaten waren Brot, Fett, Bier und Brandy. 13)  
Dieser Grenadier erhielt somit umgerechnet rund 31 Thaler im Jahr.
Im Jahre 1800 kostete ein Pferd ca. 41 Reichsthaler.
Auf der Umrechnungs-Basis von Pferdepreisen (5000 Euro heute) erhielt der Grenadier 3780 Euro Sold pro Jahr.
Militärische Kleidung und Unterkunft wurden ihm frei zur Verfügung gestellt.
Zum Vergleich folgende Löhne: Tageslohn Maurer = 16 ß (1778), Jahreslohn Kuhhirte = 8 Thaler (1772), Jahreslohn Magd = 4 Thaler (1772) 14)
"Die [frisch] geworbenen Rekruten erhielten in bar 50 Rthlr., was für die Zentralmacht kostspielig war; und außerdem machte es ein solch großer Betrag attraktiv, so schnell wie möglich zu desertieren." 15)
Doch wurde Fahnenflüchtigen dieses Geld ­ so noch vorhanden -nach der Verhaftung wieder abgenommen.  
Offiziere wurden 1778 so besoldet: Oberst 2000 Rthlr. jährlich, Oberstlieutenant 880, Prem. Major 720, Sec. Major 620, Capitain 550, Staabscapitain 260, Prem. Lieutenant 168, Sec. Lieutenant 144. 16)
Da keine Zahlen zur Besoldung der Unteroffiziere veröffentlicht sind, findet sich zum Vergleich unter Anmerkungen 17) eine Besoldungstabelle der Sächsischen Armee aus dem Jahre 1810.  

9. Delikte und Strafen
Es gab Fälle von einfachem Diebstahl, Kirchenraub, Trunkenheit, Schlägerei, Disziplinar- und Vaterschaftsfälle und Desertierung.
Die Strafen für die Soldaten waren drakonisch:
Bei leichten Vergehen: Degradierung, Kerker.
Schwere Vergehen: Bis zu 4mal Spießrutenlaufen durch eine Gasse von 300 Kameraden und lebenslang in Ketten des Rendsburger Garnison-Kerkers.
Diebstahl aus Armenhaus und Kirche: Enthauptung und Rädern
Da Schleswig weder über Stadtmauern noch Kaserne verfügte, war das Desertieren sehr einfach.
Doch die Quittung dafür war der Galgen wie im Juli 1788, als 37 Männer erhängt wurden.
Ort der Massen-Hinrichtung war wohl die Festung in Rendsburg, denn die Schleswiger Quellen schweigen dazu. 18)
Capitain Johannes von Schröder schrieb sehr idealisierend über sein Regiment, doch über dessen Kriegsgericht verlor er kein Wort. 19)  

10. Einsatzgebiete des "Schleswigschen Infanterie Regiments" und seines Vorläufers 20)
Zu einigen Missionen traten nur wenige Handvoll Soldaten an.
1777 Arbeitseinsatz am Eiderkanal
1781 Einsatz auf Kriegsschiffen
1785 Umschlag in Kiel
1788 Küstenwache in der Festung Friedrichsort
1795 Helgoland, Hungeraufruhr in Flensburg, Wache am Schleswiger Rathaus
1798 Oldesloe nach Stadtbrand
1801 Küstenschutz an der Elbe gegen England
1805 Tönning wg. vieler Fremder während Blockadezeit
1807-1809 Schutz der dänischen Inseln Laaland, Seeland, Falster, dabei Marsch über das Eis der zugefrorenen Ostsee
1813 Kampfeinsätze in Holstein, Schlacht von Sehestedt
1814 Rückzug nach Schleswig, danach als Hilfscorps in den Raum Bremen, Osnabrück (ohne Kampfeinsatz) geschickt
1815 nach Bremen geschickt (ohne Kampfeinsatz), Patrouillen in den Herzogtümern zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung
1818 Wache vor dem Schleswiger Rathaus
1831 Quarantaine-Cordons gegen die Cholera
1836 Unterstützung der Polizei in Lunden / Dithmarschen    

11. Schlacht von Sehestedt 1813
Dänemark befand sich seit 1800 im Zustand der bewaffneten Neutralität.
Um eine Vereinigung der starken Flotten Dänemarks, Russlands und Schwedens gegen England zu verhindern, zerstörte Admiral Nelson in einem Präventivkrieg die dänische Flotte in zwei Gefechten 1801 und 1807 und bombardierte Kopenhagen.
Das neutrale Dänemark war von Napoleon gegen seinen Willen zum Bündnis gezwungen worden.
So führte Dänemark nach der Völkerschlacht von Leipzig als einzig verbliebener Verbündeter Napoleons einen Krieg gegen schwedische, russische und preußische Truppen.
Befehlshaber auf der alliierten Seite war der in russischen Diensten stehende österreichische General Wallmoden und auf dänischer Seite Prinz Friedrich von Hessen.
Wallmoden drängte die dänischen Truppen zwischen Hamburg und Lübeck nach Bornhöved, wo sie Verluste durch die schwedische Kavallerie erlitten.
Das dänische Heer zog sich dann nach Gettorf zurück.
Als es von dort zur Festung Rendsburg aufbrach, kam es zur Schlacht in Sehestedt, welche die dänischen Truppen für sich entscheiden konnten.
Ihr Sieg bestand darin, sich gegen einen weit überlegenen Gegner durchgesetzt zu haben.
In der Festung Rendsburg blieben sie zwar unbehelligt, aber die feindlichen Truppen besetzten das umliegende Land, was zur totalen Niederlage von Dänemark führte.
Somit gehörte diese gewonnene Schlacht in die Kategorie der Pyrrhussiege.
Die Verluste auf Seite der Alliierten betrugen 1193 Mann, bei den Dänen 534 Mann (Tote, Verwundete und Gefangene). 21)
Von dieser Schlacht sind keine Soldatengräber erhalten.
Laut der am Ehrenmal in Sehestedt befindlichen Ehrentafel kämpften im dänisch-schleswig-holsteinischen Heer Truppen aus Dänemark, Holstein, Fünen, Polen , Jütland, Oldenburg und Schleswig.
Die Tafel des Sehestedter Denkmals erinnert auch an das I. und II. Bataillon des Schleswiger Regiments, wo an jedem Jahrestag der Schlacht (10. Dez.) ãFra den danske HaerÒ  ein Kranz mit rot/weißer Schleife und aufgedruckter dänischer Königskrone niedergelegt wird.
Besiegte haben es nach einem Krieg schwer.
Besonders unangenehm wurde die Einquartierung russischer Soldaten, die von den Schleswigern als der "Kosakenwinter" bezeichnet wurde.
Er dauerte vom 6. bis 18. Januar 1814 und war geprägt von umfangreichen Requirierungen. 22)

 
Abb. 3 Grenadier und Musketier

12. Heeresreform 1842 und der Abzug des Regiments aus Schleswig
"Die unter der Regierung König Christians VIII. von Dänemark hervorgetretenen national-politischen Gegensätze führten im Bereich der Heeresorganisation und -struktur zu einer grundlegenden Änderung.
Durch das Heeregesetz vom 28. April 1842 wurde die "alte" Armee ausgelöscht, die Zahl der Truppen sowie die Gesamtstärke auf 25.000 Mann reduziert und zugleich in gewissem Grad die Effektivität erhöht. 23)
Sichtbares Merkmal der tiefgreifenden Reorganisation war der Fortfall der überlieferten landsmannschaftlichen Bindung, d. h. die alten Regimentsnamen verschwanden, und den Einheiten wurden ihre alten, traditionsreichen Fahnen genommen.
Es wurden einheitlich gegliederte Bataillone gebildet und einheitlich gestaltete, den Danebrog zeigende Fahnen bzw. Standarten - auch für die in den Herzogtümern stationierten Einheiten - eingeführt."
Letzter Regimentskommandeur des "Schleswigschen Infanterie-Regiments" war Oberst von Lützow (1836 bis 1842). 24)
Letzter Kommandeur des Leibregiments Cürassiere war Oberst J. N. von Fürsen-Bachmann. 25)  
Im November 1841 sickerten Nachrichten über die Verlegung des "Schleswigschen Infanterie=Regiments" nach Norden durch.
Die Kollegien schickten eine Resolution an den König mit der Bitte um Belassung des Regiments in seiner alten Garnisonstadt, da die "... Garnison als eine der bedeutendsten Erwerbsquellen der gewerbetreibenden Bürgerschaft ..." anzusehen sei.
Die Petition war erfolglos.
Am 2. Juli 1842 marschierte ein Bataillon nach Fredericia ab, andere Teile waren schon vorher in andere Orte zur Eingliederung in dortige Einheiten abgerückt.
Die Bürger trauerten den Soldaten nach, und auch für diese war die Verlegung ein schwerer Einschnitt:
"Am Pfingsttag 1842 traf die für so viele betrübliche Nachricht ein, daß unser Infanterieregiment nach Fredericia verlegt werden soll.
Viele Offiziere besitzen hier eigene Häuser und sind durch den Dienst von bis zu 30 Jahren Bürger der Stadt geworden - und viele sind durch enge Familienbande, durch Freundschaft und Kameradschaft an die Stadt gebunden, durch Bande, die durch diese Trennung gelöst oder gar zerrissen werden.
Die Stadt erhielt als Ersatz das "Alte Schleswiger Jägercorps" aus Eckernförde und das "Holsteinische Dragonerregiment".
Die Stadtväter waren über das Reiterregiment nicht begeistert, da es erhebliche Kosten bereitete.
Für die Pferde mussten Ställe bereitgestellt werden." 26)
Für den Verfasser war dieser Konflikt erst ein Rätsel, denn es wurde doch nur eine Kavallerie-Einheit gegen eine andere ausgetauscht.
Und die Anzahl aller einquartierten Soldaten war nahezu halbiert worden (n = 331). 27)
Die Pferde der Cürassiere waren aber ursprünglich dezentral bei den Quartierhäusern und auf den Koppeln der Bauern 28) untergebracht, was nun durch zentrale neu zu bauende Stallungen auf dem Stadtfeld und am Schärrshof (heute Städtisches Museum) geändert wurde. 29)  

13. Schleswig-Holsteinische Erhebung 1848-1852
"Die Verlegung des Regiments erfolgte [auch] aus politischen Gründen, denn das Verhältnis Schleswig-Holsteins zu Dänemark war inzwischen stark getrübt worden.
Es kam schließlich so, daß das ehemalige Schleswigsche Infanterie-Regiment als 13. Linien=Inf.=Regiment in den Schlachten bei Schleswig Ostern 1848 und Idstedt 1850 auf dänischer Seite kämpfte.
Bei der Abwehr des Sturmes des Generals von der Horst auf Oberstolk, Juli 1850, hatte das Regiment schwere Verluste." 30)  


Abb. 4 Denkmal in Sehestedt

14. Nichtmilitärische Engagements des Regiments
Das Schleswiger Regiment war sehr bemüht, das Leben der Soldatenfamilien zu unterstützen.  
a) Legat des Generalmajors v. Clasen 31) "1793 erhielt das Regiment ein Legat des Generalmajors v. Clasen, von 1.000 Rthlr., deren 50 Rthlr. Zinsen zu Arbeits= und Unterstützungsanstalten für hülfsbedürftige Soldatenkinder verwandt werden sollten, welche Summe jetzt der Garnisonschule zugefallen ist."  
b) Witwencasse "1822 ward bei dem Regiment eine Witwencasse errichtet. Der jährliche Beitrag eines verheiratheten Unterofficiers ist nur 1 Rthlr. 6 S. jährlich, aber das Capital ist durch Geschenke, freiwillige Beiträge und gute Verwaltung schon bis zu 3.500 Rthlr. angewachsen, so daß eine Witwe, deren Mann seit der Entstehung des Instituts den Beitrag geleistet hat, eine jährliche Pension von 12 bis 15 Rthlr. erhält. Zu dieser Witwencasse kommt noch ein Reservefond, welcher 1450 Rthlr. beträgt; aus diesem Fond können Officiere Anleihen erhalten, welche durch monatliche Abzüge abgetragen werden." 
c) Bibliothek "Im Anfange dieses Jahres [1822] ward eine Regimentsbibliothek angelegt; ihre Gründung geschah durch geschenkte Werke; sie steht unter der Direction vierer Officiere und enthält über 700 Bände, größthentheils nach einer sehr guten Auswahl."  
d) Garnisonschule und Handarbeitsschule "1825 ward für dieses und das hier garnisonirende Leibregiment Cürassiere eine Schule unter dem Namen Garnisonsschule errichtet, worin die Kinder der Unterofficire unentgeldlich im Lesen, Schreiben, Rechnen, Geographie und Geschichte, so wie in der Gymnastik Unterricht erhalten. In der mit dieser verbundenen Handarbeitsschule werden die Töchter der Unterofficiere in den nothwendigen weiblichen Handarbeiten, und die dazu fähigen, in feineren weiblichen Arbeiten unterrichtet.Ò ãDie Unterrichtsräume befanden sich am Domziegelhof. Hier fungierten als Lehrer die Sergeanten Römer, Gragers und Uriel." 32)  
e) Sparkasse 34) "Ein Kuriosum stellte die im Jahre 1832 gegründete "Spar- und Leihkasse des Schleswigschen Infanterieregiments" dar, bei der die hier stationierten Soldaten "wie auch deren Kinder" ihre Ersparnisse anlegen und "jederzeit über ihre ganze Anlage oder über Teile derselben disponieren" konnten. Der in königlichen Obligationen zur Verfügung gestellte Gründungsfonds wurde von der Regimentskasse verwaltet. Dies sparte Kosten, hatte auf der anderen Seite aber auch den wohl erwünschten Nebeneffekt, den Lebenswandel der Garnisonsangehörigen zu kontrollieren."  
f) Lazarett 1803 lag das Lazarett im 4. Quartier Nr. 31/32/33, heute Fischbrückstr.1. Es diente sowohl den Infanteristen als auch der Kavallerie. In diesem Jahr wurden dort zwei Reutter versorgt. Behandelnder Arzt war der Regiments-Feldscher Gottlieb Wilhelm Wadfieritz. Die Gesamtkosten für das Lazarett beliefen sich 1803 auf 193 Rthlr. 34 ? Schillinge. 35)  
g) "In diesem nämlichen Jahre, in welcher der unglückliche Brand des Christiansburger Schlosses sich ereignete, beschlossen die sämmtlichen Officiere des Regiments, die Summe ihrer Gagen für einen Monat, die sich auf 1050 Rthlr. belief, dem Könige als Beitrag anzubieten, welches huldreich aufgenommen ward."  

15. Danksagungen der Mädchen der Garnisonschule im Königlich privilegierten Intelligenzblatt 2.1.1827:

"Die Mädchen der Garnisonsschule an ihre Gönnerinnen:
Neujahrsgaben sind schön, doch schöner der Gebenden Herzen.
Lohne Euch denn euer Herz!
Ach, es verschmähet den Dank."            

10.1.1827 Dem Herrn Probsten Schröder von den dankbaren Zöglingen der Garnisonsschule in Schleswig, am 9. Januar 1827.
"Froh grüßen wir die Feierstunde
Die Dich herauf ins Leben trug.
Vernimm aus unserm schwachen Munde,
Daß dankend unser Herz Dir schlug.
Dank, edler Mann!
Für Deine Sorgen, Für Dein so emsiges Bemühn.
O, möchten Dir an diesem Morgen
Der Freude schönste Blumen blühn!
Wir armen Kinder!
Ach, wir haben Ja Nichts für Dich, als unser Herz;
Wohl Andre bringen schön´re Gaben ­
Verschmäh nicht unser liebend Herz!
Gott wird ja unser Flehn verstehn,
Und segnend auf Dich niedersehn." 

176. Wiederbelebung des Regiments 2018
"Das Schleswigsche Infanterieregiment (Slesvigske Fodregiment) soll neu belebt werden ­ das ist politisch beschlossen. Jetzt wurde mitgeteilt, dass dies zum 1. Januar geschehen soll." 36)  

17. Bildernachweis  
Abb. 1 Fahne: Fries, Niels: Slesvigske Fodregiment i Krig og Fred, Haderslev 1953.
Abb. 2 Musketier und franz. Soldat mit gallischem Hahn: Slesvigse Fodregiment gennem 200 ar 1778-1978, Haderslev 1978.
Abb. 3 Grenadier und Musketier: Slesvigse Fodregimentgennem 200 ar 1778-1978, Haderslev 1978.  
Abb. 4 Denkmal in Sehestedt: Verfasser. 

18. Dank an den Präsidenten des Soldatenvereins des Slesvigske Fodregiment Herrn Oberst a. D. Ole Keller Nielsen für die Unterstützung des Verfassers.

19. Anmerkungen
1 Schleswig=Holsteinische Blätter, Dritter Band. Zweites Heft. 1837, Geschichte des Schleswigschen Infanterie=Regiments, seit dessen Entstehung. Von dem Capitain v. Schröder.  
2 Fießig, Eva Susanne und Schlürmann, Jan (Hrsg.): Handbuch zur nordelbischen Militärgeschichte. Husum 2010. S. 112.  
3 Seite 12 Slesvigse Fodregiment gennem 200 ar 1778-1978

4 Das Schleswigsche Infanterie-Regiment war eine militärische Einheit des Herzogtums Schleswig, das in der Stadt Schleswig stationiert war.

5 Wolter, Hans Christian et. al: Den Danske Haer i Napoleonstiden 1801-1814. Tojhusmuseet, Copenhagen 1992, S. 32-33  

6 Oriflamme (von lateinisch aurea flamma "Goldflamme" oder "Goldfeuer") ist die vom 12. bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts geführte Reichs- und Kriegsfahne der französischen Könige. Sie ist das Kirchenbanner der Abtei Saint-Denis und wurde im Mittelalter vor dem König in der Schlacht hergetragen, um die Anwesenheit des heiligen Dionysius von Paris zu symbolisieren. WIKIPEDIA 30.10.2021  

7 Seit 1696 existierte für kurze Zeit auf der Südwestseite der Schlossinsel neben dem Ballhaus eine Kaserne ­ Baraque genannt. Es bot Platz für 240 Personen. Heute steht dort das sogenannte Kavaliershaus. Mai, Hans: Gottorfisches Kriegsvolk in Schleswig ­ Ausschuß, Einquartierung und Garnison von 1623 bis 1713. Beiträge 1994, Seite 68ff 1892 erhielt Schleswig die Moltke-Kasernen. Thomsen, Johannes: Schleswigs Entwicklung als Garnisonstadt. In Beiträge zur Schleswiger Stadtgeschichte 1956, S. 43.  

8 Kreis- und Stadtarchiv (KuStA SlFl) Abt.3 Nr.159.  

9 Engelen, Beate: Warum heiratete man einen Soldaten? In: Kroll, Stefan und Krüger Kersten (Hrsg.: Militär und ländliche Gesellschaft in der frühen Neuzeit.  

10 Seite 14, Slesvigse Fodregiment gennem 200 ar 1778-1978  

11 https://www.donaukurier.de/themen/damals/napoleon/art341827,3036041  

12 KuStA SlFl Abt. 3 Nr. 289.  

13 Seite 12 Slesvigse Fodregiment gennem 200 ar 1778-1978  

14 Handbuch Nordelbische Militärgeschichte, S. 114  

15 Wolter, Hans Christian et. al: Den Danske Haer i Napoleonstiden 1801-1814. Tojhusmuseet, Copenhagen 1992, S.29.  

16 Schleswig=Holsteinische Blätter a. a. O. S. 357

17 Monatliche Besoldung der Sächsischen Armee in Talern im Jahre 1810: Generalleutnant 538,3 - Generalmajor 333,3 - Oberst 250 - Oberstleutnant (Reiterei) 150 - Oberstleutnant (Artillerie) 133,3 - Oberstleutnant (Infanterie) 125 - Major (Reiterei) 125 - Major 108 - Major (Infanterie) 100 - Rittmeister 1. Klasse 100 - Rittmeister 2. Klasse 50 - Kapitän Artillerie 1. Klasse 91,6 - Kapitän Artillerie 2. Klasse 50 - Kapitän Infanterie 1. Klasse 83,3 - Adjutant (Regimentsquartiermeister) 33 - Regimentschirurg 30 - Premierleutnant (Reiterei) 25 - Premierleutnant (Artillerie) 24 - Premierleutnant (Infanterie) 22 - Sousleutnant (Reiterei) 20 - Sousleutnant (Artillerie) 20 - Sousleutnant (Infanterie) 15 - Stabsfourier 8 - Feldwebel 6 - Kompaniechirurg 7 - Regimentstambour 6 - Hautboist 5 - Büchsenmacher 6 - Fahnenjunker 4 - Sergeant 4 - Fourier 4 - Batallionstambour 3 - Profos 3 - Korporal 3 - Zimmermann 2 - Tambour 2 - Gemeiner 2. Offiziere des selben Ranges aber unterschiedlicher Waffengattungen wurden zudem unterschiedlich vergütet: Angehörige der Reiterei verdienten mehr als ihre Kameraden bei der Artillerie oder der Infanterie.                                                                                   Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1224914/umfrage/monatliche-besoldung-in-der-saechsischen-armee-zur-zeit-der-napoleonischen-kriege/ Veröffentlicht von Bernhard Weidenbach am 12.4.2021.

18 Seite 17 Slesvigse Fodregiment gennem 200 ar 1778-1978  

19 Schleswig=Holsteinische Blätter a. a. O  

20 Ebd.  

21 Das Gefecht von Sehestedt von C. F. Högh, Museum in Sehestedt.  

22 Christiansen, Theo: Schleswig 1836-1945. S. 18f.  

23 Stolz, Gerd: Die Schleswig-Holsteinische Erhebung 1848/51, S. 52.

24 Nicht identisch mit Major Luwig Adolf Wilhelm von Lützow aus "Lützows wilder verwegener Jagd".  

25 Sein Familiengrabstein steht direkt vor dem Eingang der Friedrichsberger Kirche.

26 Christiansen, S. 94f.  

27 Volkszählungsliste 1845.  

28 Fießig, Schlürmann, S. 15.  

29 Bis 1765 existierte am Herrenstall der 135 Meter lange und 9 Meter breite "lange Stall", der die Pferde der herzoglichen Leibgarde aufgenommen hatte. Ruth Prange, Dioe Pertinenzen von Schloss Gottorf. Gesellschaft für Schleswiger Stadtgeschichte 1969, S. 29.

30 Thomsen, S. 41.  

31 Schleswig=Holsteinische Blätter a. a. O. .  

32 Beiträge zur Schleswiger Stadtgeschichte 1956, S. 41 und Schleswig-Holsteinische Blätter a. a. O. S. 374

33 Königlich privilegirtes Intelligenzblatt 13.12.1826, 19.12.1827, 17.12.1828. Die Mädchen wurden beim Gastwirt Hansen am Pferdemarkt von einer Frau unterrichtet.

34 Schartl, Matthias: Der Kreis Schleswig und seine Sparkassen, S.11.  

35 KuStA SlFl , Abt. 65.2 Nr.6669, auch 1835 lag lt. Volkszählung hier das Lazarett.
   
36 Comeback für Schleswigsches Infanterieregiment im Januar. "Der Nordschleswiger" vom 2.9.2022 sowie: https://da.wikipedia.org/wiki/Slesvigske_Fodregiment (zuletzt eingesehen am 3.3.2022).